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Bestände: Unterhaltung und Bildung - die Wünsche der Leserschaft an die Schweizerische Volksbibliothek waren seit je vielseitig.

Dies zeigt der Bericht des Gemeindestuben-Vereins Schiers von 1922: «Als ausgezeichnet brauchbar für männliche Leser haben sich Meerwarths und Soffels vorzügliche ‹Tierbilder› und Zells ‹Riesen der Tierwelt› erwiesen, (…) Mit besonderem Vergnügen begrüssen wir auch den Einzug Wilhelm Buschs in die Volksbibliothek. Es war für den Berichterstatter nicht wenig reizvoll, aus dem Munde ganz einfacher Leute das Geständnis zu vernehmen, sie hätten dieses ‹Julchen› anfangs als ‹Narräzüg› mit einigem Widerwillen in die Hand genommen mit der Absicht, es gleich wieder auf die Seite zu legen, hätten sich dann aber ganz seltsam angezogen gefühlt von diesem absonderlichen ‹Gmäli› und sie wieder und wieder beschaut und sich daran ergötzt. Tausend Dank und zugleich der Wunsch: Noch mehr Busch muss her (selbstverständlich mit Auswahl), mindestens ein Bändchen für jede Stelle.» Noch 1933 schrieb der Vorstand, das Ziel der SVB sei, dass «ihre Bücherbestände sachlichen Aufschluss zu geben vermögen über alle Strömungen der Gegenwart».

ein positives Gegengewicht gegen die trübe Flut der minderwertigen Lesestoffe

Stärker als zuvor unterschieden die Verantwortlichen in den folgenden Jahren zwischen «schmutziger» und «guter» Literatur: Werke von Maupassant und Proust wurden in der Zweigstelle Lausanne 1941 auf die Liste der besonders vorsichtig zu behandelnden Bücher gesetzt. Wenig später stufte man in der Romandie auch Bücher von Camus, Sartre und Freud als gefährlich ein und übergab sie zur Aufbewahrung der Hauptstelle in Bern. Diese Einschätzung bedeutete jedoch nicht, dass man die Exemplare etwa vernichtete, sondern vielmehr, dass man sie besonders kennzeichnete: Bücher mit leicht erotischen Stellen erhielten auf dem Buchrücken eine Reihe von drei Punkten, noch freizügigere, die religiöse Gefühle verletzen konnten, eine Doppelreihe mit sechs Punkten.

Auch in der Nachkriegszeit blieb die Bewertung der Bücher ein grosses Thema. Noch 1958 forderte ein Luzerner Nationalrat gar die Säuberung der SVB von «Schmutz und Schund». Die Bücher der SVB sollten ein positives Gegengewicht gegen «die trübe Flut der minderwertigen Lesestoffe und gegen alle Unmoral der Zeit» sein.

Bibliomedia besitzt heute rund 610’000 Bücher. Bei deren Beschaffung setzt man aktuell auf verschiedene Zielgruppen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der belieferten Bibliotheken. Kleinere decken ihren Büchergrundbedarf über Bibliomedia, grössere Bibliotheken haben Bedarf an Spezialbeständen, beispielsweise Fremdsprachen, Grossdrucke oder Comics.

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